Die Küstenbraunbären Alaskas


Nachdem ich in Schweden und Finnland die Faszination „Braunbär“ erlebt hatte und mich direkt mit dem „Braunbärvirus“ infizierte, wollte ich mehr. Ein Traum wäre, praktisch den ganzen Tag bei bestem Licht Braunbären in Action zu erleben. Wenn man sich dann als Fotograf noch aussuchen könnte, ob man gerade die kleinen Cubs mit ihren Müttern, die ausgewachsenen Männchen beim Fischen oder Prügeln oder die ungestümen jungen Wilden beobachten und fotografieren möchte – das wäre DER Traum für jeden Tierfotografen. Und wo ist das möglich? Immerhin sind Braunbären i.d.R. Einzelgänger. Es gibt aber einige besondere Plätze auf der Welt, die Braunbären magisch anziehen und wo sich jedes Jahr eine Vielzahl von ihnen treffen. Immer zur Zeit der Lachswanderung kommen sie zum großen Fressen zusammen. Das ist übrigens auch der Vorteil für mich als Fotografen – ich stehe in dem Moment nicht unbedingt auf der Speisekarte der Bären und kann relativ entspannt agieren. Der Juli ist eine gute Zeit.

Zugegeben, der logistische Aufwand ist nicht unerheblich. Es bedarf einiger Vorbereitungszeit. Unser Ziel war der Katmai Nationalpark im Süden Alaskas. Die Bären die man dort antrifft gehören weltweit zu den größten ihrer Art. Wir (Ramona und ich) hatten unser Basecamp in Anchorage aufgeschlagen, wo wir viele Reiseutensilien zwischenlagern konnte. Zu den Bären wollten wir nur das Nötigste mitnehmen.

  • Kleines leichtes Zweipersonenzelt
  • Isomatten und Schlafsäcke
  • Kocher, Campinggeschirr usw. (ACHTUNG! Man darf kein Gas mitnehmen. Das muss man vor Ort besorgen)
  • Trockennahrung
  • Sachen für jede Witterung – es können 20°C sein aber eben auch nur 2°C, Sonne, Regen ….
  • Ziemlich umfangreiche Fotoausrüstung (bestimmt so 30kg), von der Gopro bis zur DSLR mit dicken Linsen, Stative, Köpfe usw.
  • Akku, Laptop und das ganze Getöns wie Ladegeräte Stecker, Adapter, Festplatten
  • Falls es interessiert, ich hatte die Ortlieb DUFFLE RG und den Fotorucksack von König Photobags als hauptsächliche Taschen. Beides wasserdicht und wirklich gut und praktisch.

Als wir aus dem Buschflieger ausstiegen sahen wir schon einige Bären am Ufer des Naknek Lake – am liebsten hätte ich die Kamera sofort rausgeholt. Wir mussten aber erst noch drei Dinge erledigen: Uns bei den Rangern vor Ort registrieren, an einer kurzen Belehrung teilnehmen und natürlich unser Zelt aufschlagen. Die Belehrung ist obligatorisch und nicht ganz unwichtig, wenn man bis dahin nur Erfahrungen mit Bären in Skandinavien gesammelt hat. In Finnland fotografiert man i.d.R. nachts aus einem Hide heraus. Hier in Alaska ist man praktisch immer mittendrin und für die Bären sichtbar. Da sind ein paar Verhaltensregeln u.U. überlebenswichtig. Übrigens die wichtigste Regel: Niemals, wirklich niemals vor dem Bären wegrennen – auch wenn’s manchmal schwerfällt.

Am Anfang ist man sicherlich gut beraten, wenn man die Bären ausführlich studiert. Mir ist z.B. aufgefallen, dass die großen Männchen viel posen, echtem Streit aber meistens aus dem Wege gehen. Bärenmütter hingegen setzen wirklich nach, wenn sie sich bedroht fühlen und gehen aufs Ganze – also Oberacht! Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich mich mit dem ganzen Equipment ins wilde Wasser getraut habe. Bis zu 21 Bären haben wir gleichzeitig um uns herum gesehen.

Ich betreibe die wildlife Tierfotografie ja schon einige Jahre und hatte viele tolle Begegnungen. Alaskas Bären bescherten mit sicherlich das aufregendste Abenteuer ever. Ich habe die Bilder nicht gezählt, die ich da gemacht habe. Ich habe aber die Hoffnung, dass da noch einmal welche dazu kommen – den Braunbärvirus wird man nicht so schnell wieder los.

Übrigens halte ich demnächst einen Vortrag genau zu diesem Abenteuer:

Am 27. April 2022 im Hörsaal naturw. Sammlungen der MLU in Halle (Saale)

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